Schüler Z ist angeklagt, den Kollegen N ermordet zu haben, da dieser
von den Beziehungen des Z zu dem verkommenen Mädchen Nelly gewußt haben
soll. Der Lehrer jedoch glaubt nicht an die Schuld des Z, und es gelingt
ihm schließlich, den Schüler T als Mörder zu entlarven. T verübt
Selbstmord. Politische Motive des Dritten Reiches sowie soziale Anklagen
spielen dabei eine entscheidende Rolle in der Handlung.
Ödön von Horváths Roman - vordergründig eine Kriminalgeschichte im
Schülermilieu - erschien am 26. Oktober 1937 in einem holländischen
Exilverlag und wurde wegen des großen Erfolges binnen eines Jahres in
acht Sprachen übersetzt: ins Englische, Tschechische, Polnische,
Französische, Schwedische, Serbokroatische, Niederländische und
Dänische. Alle bedeutenden internationalen Zeitungen brachten
begeisterte Rezensionen. "Jugend ohne Gott", in dem Horváth die
wesentlichen Merkmale aller totalitären und autoritären Systeme
thematisiert, begründete auch seinen internationalen Erfolg.
In
Deutschland blieb dem Roman der Erfolg versagt. Die Behörden
Hitler-Deutschlands reagierten sofort mit einem Verbot, weil Horváth mit
"Jugend ohne Gott" klar Stellung gegen die Nationalsozialisten bezog,
auch wenn er sie nie namentlich nennt. Sie erscheinen im Roman nur unter
der Bezeichnung "Plebejer". Im Frühjahr 1938 wurde der Roman auf die
"Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" gesetzt. Und die
"Geheime Staatspolizei" wurde angewiesen, alle auftauchenden Exemplare
sofort zu beschlagnahmen.
Horváth zeigt in "Jugend ohne Gott" an
Hand von Schülern, Eltern und eines Lehrers die Repressionen und
Auswirkungen der NS-Diktatur. Eines ihrer politischen Ziele war die
totale Erfassung und Indoktrinierung der Jugend. Wesentliches Element
dabei waren der Schulunterricht und vormilitärische
Wehrertüchtigungslager. Denn Hitler wollte - wie er sagte - eine
"gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend", die "flink
wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl" sein sollte.
Ideologische Säulen auf dem Weg zu diesem Ziel waren antisemitische,
fremdenfeindliche und rassistische Parolen - täglich verbreitet via
NS-Presse, Plakate und Radio. In der noch durch Inflation,
Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit geprägten Atmosphäre der
1930er-Jahre nimmt das Schülerdrama seinen Lauf. |