Der mythische Herr des New Yorker Wolkenkratzerviertels, genannt der
"Gute Gott von Manhattan", wird von einem mythischen Gericht abgeklagt,
das Mädchen Jennifer ermordet zu haben. Seine Tat steht außer Zweifel.
Zu klären sind die Motive, vor allem die Frage, ob die auf festen
Konventionen beruhende Weltordnung durch die Liebe zwischen Jennifer und
Jan bedroht wurde. Die Liebesgeschichte der beiden wird rekonstruiert.
Nur Jennifers Liebe ging bis zur totalen Selbstaufgabe, daher mußte sie
sterben, Jans Liebe aber nicht. Die Ordnung der Welt, in der Liebe nicht
sein kann, scheint gesichert. Der Richter entläßt den "guten
Gott"ungestraft, die Anklage gegen ihn aber bleibt aufrecht, ebenso wie
die Frage nach der Ewigkeit dieser Weltordnung.
Ingeborg Bachmanns großes Thema, daß die Männer am Tod der sie liebenden Frauen schuld seien, klingt hier zum ersten Mal an.
(Alternativ: Aus dem SWR-Programmheft: Der
gute Gott von Manhattan ist angeklagt, das Mädchen Jennifer in einem
New Yorker Hotelzimmer durch eine Bombenexplosion ermordet zu haben.
Aber er verteidigt diesen und andere Eingriffe in den Lauf der Dinge,
weil nur so die auf Konvention und Maßhalten gegründete Weltordnung zu
bewahren sei, die durch die leidenschaftliche Liebe der Amerikanerin
Jennifer zu dem Europäer Jan bedroht worden sei. "Wo Liebe auftaucht,
entsteht ein Wirbel wie vor dem ersten Schöpfungstag". Ein Stück über
die Herausforderung der Konventionen, die in den fünfziger Jahren noch
allmächtig waren. Ein Lehrstück über die Organisation der Gefühle und
zugleich der zeittypische Entwurf einer nach innen gewendeten Utopie.) |