M. M. Rabenlechner hat darauf hingewiesen, daß dieses Werk mit
Hamerlings großen Epen "Ahasver in Rom" und "Der König von Sion"
innerlich verbunden ist. Es sei der letzte Teil einer Trilogie, die an
drei Beispielen – dem sterbenden Altertum, der keimenden Neuzeit und der
gärenden Gegenwart – die unendliche Menschenseele in ihrem tragischen
Irren und Scheitern zeigt. Der Held der Tragödie ist der historische
Robespierre, den Hamerling von sich selbst sagen läßt: "Sie nennen ihn
auch den Unerbittlichen. Aber nicht er ist unerbittlich, die Idee
ist's. Sie nennen ihn gehässig, neidisch. Sie nennen ihn einen Heuchler.
Aber es ist die Idee in ihm, die haßt und neidet, und wenn er
heuchelte, so wär's die Idee in ihm, die heuchelt." Und der dem Volk,
das ihn verurteilt, entgegenruft: "Gestern war ich euch der
Unbestechliche, der Große, der Genius Frankreichs! Heut' bin ich ein
Verbrecher! Ihr aber, hört mich an, ihr seid heute wie gestern
dieselben: armselige Wetterfahnen! Spielbälle in der Hand der Zeit. Ihr
verurteilt mich zum Tode – ich euch zur Knechtschaft für das kommende
Jahrhundert!" – Hamerling schrieb das Drama im November 1870. Es ist
erst fünfzehn Jahre nach seinem Tod, im Jahre 1904, uraufgeführt worden. |