Die Personen des Dramas gehören, wie in allen Volksstücken Horvaths,
dem armen Mittelstand an. Sie sind einander darin verwandt, daß sie zur
Reflexion, zur wahren Erkenntnis ihrer selbst, ihrer Umwelt und der
Tragweite ihres Tuns nicht oder erst zu spät fähig sind. Ein Spiel
von Meineid, Mord und Sühne: Was vermag die Wahrheit, wenn sie im Dunkel
der menschlichen Seele eingeschlossen bleibt? Unerklärliche Kräfte,
nicht das "Gewissen", sondern Schatten aus dem Totenreich, zwingen den
Meineidigen, den Mörder, sich einem irdischen Richter zu stellen, die
eigene Hinrichtung aufzugeben. Die Gerechtigkeit findet ihren Weg auch
aus dem Dickicht der Lügen, Hetzreden und Volkstribunale des Dorfes, in
dem Thomas Hudetz Bahnhofsvorstand ist. Dort muß er seine Ehe mit der
dreizehn Jahre äleren Frau vor aller Augen führen, dort drängt sich
Anna, die Wirtstochter, an ihn, dort geschieht durch sein Verschulden
das Eisenbahnunglück, von dem er sich durch Annas falsche Aussage
freisprechen kann. Zumindest glaubt er das. Aber als er aus der
Untersuchungshaft entlassen wird, nach außen hin triumphierend, ist er
nicht mehr derselbe. Die Schuld, die, wie er vorher meinte, höheren
Mächten zukommt, überträgt er nun ganz auf Anna, denn sie hat ihn dazu
gebracht, seinen Dienst für einen Augenblick zu vernachlässigen und das
Signal nicht rechtzeitig zu stellen. Er beseitigt sie. Er wird
verfolgt, er will fliehen, er will sich der Rechtssprechung durch
Selbstmord entziehen, aber Annas Gestalt erscheint ihm, und ihr Bild
versperrt ihm den leichteren Ausweg. |