Hermann Bahrs literarhistorische Verdienste liegen zwar eher in der
Essayistik - aber trotzdem sind seine Lustspiele - seinerzeit wie am
Fließband verfaßt und Zeitgeistiges dankbar aufnehmend - immer noch
amüsante kammermusikalische Übungen für Schauspieler und Publikum,
speziell im Bereich des Wienerischen Idioms, dessen sich der aus Linz
zugereiste Bahr besonders eifrig annahm. - Der 1920 aus aktuellem Anlass
entstandene Einakter "Der Selige" läßt die Bahr'schen Stilmittel
deutlich erkennen: Die Geschichte von dem im Krieg verschollenen
Ehemann, der für tot erklärt wird und schließlich prompt wieder
auftaucht (Pointen sind bei Bahr nie sehr schwer zu erraten), hat
Charme, Wortwitz und, wenn man genau hinhört, auch durchaus Zeitkolorit. |