König Leontes beschuldigt in blinder Eifersucht seine Gemahlin
Hermione, ihn mit dem Böhmenkönig Polyxenes zu betrügen. Polyxenes
flieht, Hermione wird von ihrem Mann eingekerkert und ihr Kind
ausgesetzt. Das Orakel von Delphi erklärt Hermione für unschuldig.
Leontes, der meint, daß sie tot sei, bereut seine Schuld, doch erst
Jahre später, als die ausgesetzte Tochter Perdita herangewachsen und als
Braut des Sohnes von Polyxenes heimkehrt, hat das Leid ein Ende: nun
erfährt Leontes auch, daß Hermione lebt. "Das Hörspiel Wintermärchen basiert auf einem Pressebericht eines
Kriminalfalles, der vor mehreren Jahren durch die Zeitungen und
Zeitschriften der Bundesrepublik ging. Nach Neujahr wurde ein junger
Mann vor seinem Auto von mehreren Männern, die den Wagen für eine
Spritztour benutzen wollten, überfallen, in einen Wald gebracht, dort
bis auf die Unterhose seiner Kleidung beraubt und an einen Baum
gebunden. Das Opfer konnte sich bis auf die Fußfessel frei machen und an
den Rand der nahegelegenen Autobahn hüpfen - wo er schließlich im
Schnee erfrieren mußte, weil auf sein verzweifeltes Winken kein
Autofahrer angehalten hatte. Diese nüchterne Tatsache, zusammen mit dem
symbolträchtigen Ambiente, gibt dem Fall, über das persönliche Schicksal
des Jungen hinaus, Modellcharakter." Gerhard Rühm wurde für dieses
Hörstück mit dem Karl-Sczuka-Preis 1977 ausgezeichnet. Die Begründung
der Jury: "Gerhard Rühm stellt sein Wintermärchen mit den avanciertesten
radiophonen Mitteln in die Tradition des Melodrams. Er macht die
Nachricht widerstandsfähig gegen den auch im Radio üblichen schnellen
Verbrauch und erreicht so eine neue Qualität der Tradierbarkeit, die in
einem Medium der Ãœbereinstimmung mit Gewohntem herausfordert und
beunruhigt." (Prod.Jahr: 1976) |