| Die von ihrem Geliebten, dem Marquis von Arcis, verlassene Marquise 
von Pommeraye sinnt auf Rache. Geschickt spielt sie dem Lebemann Arcis 
ein Mädchen zu, in das er sich auch prompt verliebt. Als er um seine 
Hand anhält, macht die Marquise ihren geplanten Schachzug und lüftet das
 Geheimnis des scheinbar unberührten Mädchens. "Ist Liebe ein 
Gesellschaftspiel?", fragt die Marquise ihren Geliebten. "Nicht bei 
diesen bürgerlichen Geschöpfen. In diesem Stand wird geradezu 
beiderseitiges Schicksal gefordert", entgegnet er. In diesem Satz liegt 
wohl die Antwort, ob die Marquise mit ihrem Intrigenspiel ihr Ziel 
erreicht hat.
 In einem so aristokratischen Lande, wie Frankreich 
es zur Zeit der höfischen Literatur war, konnte sich das bürgerliche 
Drama nur schwer geltend machen. Seine Anfänge sind daher in Molieres 
Komödien zu suchen. Von ihnen führte der Weg zu dem Schaffen des 
vielseitigen Philosophen und Dramaturgen Denis Diderot (1713-1784), in 
dem er mit seinem "drama sérieux" für das ernsthafte bürgerliche Drama 
eintrat.
 Carl Sternheim, der für seine Zeit der deutsche Moliere 
sein wollte, hat das Stück aus dem Französischen übersetzt und 
bearbeitet.
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