Die Hausangestellte Katharina Blum verliebt sich auf einem
Faschingsball in einen von der Polizei gesuchten entflohenen Häftling
und nimmt ihn zu sich in ihre Wohnung mit, ohne zunächst zu wissen, wer
er ist. Als sie es erfährt, verhilft sie ihm zur Flucht und zu einem
Versteck. Doch die Polizei hat sie beobachtet. Sie wird pausenlos
verhört, und die Boulevard-Presse stellt den Fall groß heraus. Obwohl
Katharina den Freund nicht verrät, entgeht er seinem Schicksal nicht.
Katharina Blum aber erschießt den Journalisten, der durch die Art seiner
Berichterstattung sie nicht nur moralisch fertig gemacht, sondern auch
den Tod ihrer Mutter verursacht hat.
Alternativ: Die
Zentralfigur ist eine junge hübsche Frau, die durch Zufall zum
Mittelpunkt der Sensationsmache und Polithetze einer Boulevardzeitung
wird und die in verblüffender unerwarteter Gegenwehr einen korrupten
Journalisten erschießt. Hier ist die Moritat von verlorener Frauenehre
aktuell und emanzipatorisch gewendet: nicht wie früher büßt die Frau für
die Verletzung der Tugend, sondern sie setzt sich zur Wehr gegen die
Verletzung durch eine lüsterne und korrupte öffentliche Meinungsmache.
(Studioaufzeichnung einer Aufführung des Burgtheaters, 3. Raum, 1982) |