Radio Linz ist es gelungen, eine Goldoni-Novität zu entdecken. Das
Stück heißt "La casa nova" (Die neue Wohnung), ist zur Gänze in
venezianischem Dialekt geschrieben (nur zwei adelige Personen machen
eine Ausnahme) und zeigt Goldoni als Satiriker und Zeitkritiker in einer
bisher kaum an ihm gekannten Schärfe. Ein willensschwacher, seiner Frau
höriger, gutmütiger Ehemann, eine verschwendungssüchtige,
geltungsbedürftige junge Frau, ein frühreifes, dreistes, "aufgeklärtes"
Mädchen und ein sparsamer, streng und knöchern lebender Onkel als
Vertreter der "guten alten Zeit" sind die Hauptpersonen. In seinen
"Memoiren" äußerte Goldoni, daß "La casa nova" bei seiner Uraufführung
einen triumphalen Erfolg gehabt habe. Ein Ehepaar hat es endlich geschafft, in eine neue Wohnung einzuziehen
und sie mit vielen Schulden einzurichten. Sie werden nun derart von
Vertretern bedrängt und manipuliert, daß der Mann schließlich selbst von
Wohnung zu Wohnung zieht, um die neuen Gegenstände anzubieten, damit er
die neuen großen Schulden zahlen kann. Ein Mann bringt eine Frau ins Haus, die sogleich in der Wohnung alles
durcheinander bringt und bald mit einem Grafen durchbrennt. Ihre
Schwägerin liebt einen armen Kerl, und ein reicher Onkel soll den beiden
helfen, wozu er mit allerlei Listen gebracht wird. Alles renkt sich
halbwegs wieder ein, aber das neue junge Paar beginnt ebenso wegen der
Wohnungseinrichtung zu streiten wie das frühere. All das begibt sich in
goldonischer Manier im alten Venedig. |