Im Tagebuch erzählt Frisch unter dem Titel ›Burleske‹ die Fabel des
Biedermann. In dieser Burleske ist schon von der "Ruhe" die Rede, die
der Bürger als sein erstes und einziges Recht in Anspruch nimmt. Der
Gast, der ihm unheimlich vorkommt, wird gar nicht erst ernsthaft
verdächtigt: du willst Ruhe, wie gesagt, und also bleibt dir nichts
anderes übrig, als keinen Verdacht aufkommen zu lassen in deiner Brust.
Schon hier in der Prosavorstudie findet die Umwertung der Bürgertugenden
zu Untugenden statt, die eine der großen Entdeckungen des
Biedermann-Dramas ist. Gemeint ist das, was Werner Weber "die verdorbene
Sprache" genannt hat: "Biedermann und Frau unterliegen gegen die
Brandstifter, weil, was sie sagen, nicht gemeint ist, und weil, was sie
meinen, nicht gesagt ist. Ihre Sprache dient nicht der Darstellung,
sondern der Verstellung. Was sie reden, ist ein unaufhörlich erneuter
Hinweis auf die verlorene Identität von Wort und Welt. Biedermann ist
nicht beim Wort zu nehmen; er wird darum so lächerlich, wie grauenvoll
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