"Medea" ist der letzte (selbständige) Teil der Trilogie "Das goldene
Vlies" (Uraufführung in Wien am 26./27. März 1821). Es geht darin um den
Fluch der bösen Tat und die Verwandtschaft der Rachsucht mit der
Gerechtigkeitsliebe. Für den griechischen König Kreon ist Recht nie
Unrecht. Doch die kolchische Medea, die ihre Heimat aus Liebe zum
Argonautenführer Jason verraten und verlassen hat, erlebt, wie verhängt
Recht und Unrecht sind. Ihr Schicksal: das Elend der Fremde. "Das
ganze ist die große Tragödie des Lebens; daß der Mensch in seiner Jugend
sucht, was er im Alter nicht brauchen kann. Jason hat mit seiner
Phantasie geworben, jetzt ist er ein Mann, er will Haus, Herd, ein Los".
(Franz Grillparzer) Grillparzer hat ungeheuer viel studiert, bevor
er die "Medea" schrieb. Er kannte die meisten Versionen des
Medea-Stoffes - von Euripides bis Cherubini. Trotzdem hat er sich, der
Spätgeborene, die Unschuld der Produktion bewahrt. Er erzählt uns die
Geschichte der Medea wie zum ersten Mal. |