"Radiophone Rezitation". Gerhard Rühm schreibt zu seiner Salome-Fassung: "Meine Nachdichtung der Salome folgt - im Unterschied zu anderen und wohl auch der verbreitetsten von Hedwig Lachmann - dem französischen Original. Salome ist das einzige Werk, das Wilde in franz. Sprache geschrieben hat, die Rolle der Salome war ursprünglich Sarah Bernhardt zugedacht. Auffallend an der Original- fassung ist ihr sprachlich archaischer Charakter und ihr knappes, rotierendes Wortinventar. Das war es auch, was mich an diesem Stück besonders reizte. Mit den Erfahrungen der 'Konkreten Poesie' habe ich die Sparsamkeit des Vokabulars, die Ökonomie seiner Verwendung noch auf die Spitze getrieben. In der vorlie- genden Rezitationsfassung werden ... alle handelnden Personen von einem Sprecher vorgetragen. Das Geschehen wurde dabei auf 6 Personen konzentriert. So kommt die poetische Einheit der Dichtung mit ihren zahlreichen sprachlichen Parallelismen und ihrem konstellativen Charakter besonders zum Tragen; Wilde hat selbst die Salome einmal mit der alten Ballade und deren Refrainform verglichen. Einige Ungewohntheiten in meiner deutschen Nachdichtung beruhen auch darauf, daß ich zuweilen von den Besonderheiten der frz.Sprache mehr in die deutsche übernommen habe, als bei Übersetzungen gemeinhin üblich ist... Mögen solche Eigenmächtigkeiten anfangs auch befremdlich wirken, verleihen sie der deutschen Sprache schließlich neue Ausdrucksnuancen." |