Das erste vollendete Schauspiel Goethes, "Die Laune des Verliebten"
(1767/68), geht in Form und Inhalt auf das deutsche, einaktige
Schäferspiel des Rokoko zurück. Traditionelles Schema dieser Spiele war
das Nebeneinander zweier Paare, von denen stets eines in Liebe und
Freundschaft zusammenlebte, das andere dagegen über mancherlei
Widerstände zu einer ähnlichen Harmonie der Seelen geleitet werden
musste. Goethe füllte nicht nur dieses übliche Schema mit
bezwingend-lebendiger Sprache, sondern gestaltete bereits persönliches
Erleben, den "Drang einer siedenden Leidenschaft": der unmutige Eridon,
das ist er selbst, in seiner Geliebten Amine erkennt man Züge Käthchen
Schönkopfs. Dank dieser Unmittelbarkeit erscheint uns Späteren das
Erstlingswerk Goethes nicht zu Unrecht als Krönung und Vollendung der
Schäferdichtung überhaupt. (DRS-Programmheft) |