Studioaufzeichnung einer Inszenierung des Wiener Burgtheaters (1978) Prinz
Homburg überhört in seiner Verträumtheit bei der Besprechung einen
Befehl, stürzt sich während der Schlacht bei Fehrbellin voreilig in den
Kampf und erringt eben dadurch den Sieg. Dennoch verurteilt ihn der
Kurfürst wegen Mißachtung des Befehls zum Tode und begnadigt ihn erst,
als Homburg das Urteil als gerecht erkennt. Prinz Friedrich von Homburg, verführt durch Träume von Ruhm, Glück
und Liebe, verstößt in jugendlichem Überschwang während einer Schlacht
gegen den militärischen Gehorsam und wird dafür zum Tode verurteilt. Als
er um Gnade fleht, läßt ihn der Kurfürst auf der Stelle frei, "wenn er
den Spruch für ungerecht kann halten". Der Prinz also muß sein eigener
Richter sein, und da erst begreift er das Unrecht, das er tat: die
Gemeinschaft zu gefährden aus persönlichem Ehrgeiz und Ruhmsucht. Er
kann sich nicht freisprechen und wird erst dadurch der Gnade würdig. Ein
Spiel zwischen Traum und Tag - hier der Schlafwandler Prinz von
Homburg, ausgeliefert dem Irrationalen und Unbewußten, dort der Kurfürst
und die kriegerische Realität mit ihrem Zwang zur Rationalität, zum
Gesetz. Am Schluß verbinden sich beide, versteht der Prinz die
Verantwortung für das Ganze der Gesellschaft, gibt der Kurfürst der
Nacht und der Liebe ihr Recht. Kein Drama um preußischen Gehorsam also
ist dieses Schauspiel aus den Jahren 1809-181 1, sondern eine sensible
Reflektion über das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft,
verschönt vom leisen Humor Kleists, der den Helden ganz untypisch mit
Todesangst und hoher Empfindsamkeit ausstattet. Weshalb die Preußen
seiner Zeit das Stück auch gar nicht goutieren konnten.
(BR-Programmheft) |