"Herzgruft" ist ein Hörspiel über das Jahr 1938 und die Folgen. Es
zeigt einen grotesken Kampf gegen das Erinnern. Schauplatz ist das
Stiegenhaus eines Wiener Wohnhauses, und zwar vor, während und nach dem
Zweiten Weltkrieg. Es ist keine historisch-kritisch-dokumentarische,
sondern eine rabiat-respektlose Darstellung der Verdrängungsarbeit und
ihrer Folgen. Da gibt es etwa eine Vergewaltigungsgeschichte (und
niemand hat geholfen) oder da gibt es das "mystische" Irresein eines
Mieters, der so gerne am Leben etwas "Grandioses", "Hohes" hätte. Sie
beißen und zwicken einander, martern und erpressen einander und wenden
sich ständig reflexartig potentiellen "Herabwürdigungskandidaten" zu als
könnten sie nicht leben, ohne auf jemanden zu spucken. Die Dialoge, in
denen es ums Überleben, um die Ehre, um Schuld und Sühne geht, sind
komisch und beängstigend zugleich, absurd und tragisch, aber grausig und
lebensnah.
"Wir waren Opfer, Sie Blunzen. Unterm Kaiser waren
wir Opfer, unterm Dollfuß waren wir Opfer, da werden wir unterm Hitler
erst recht ein Opfer gewesen sein." |