Robert Walser war einer der zugleich wunderbarsten und wunderlichsten
Dichter deutscher Sprache - und einer der am längsten verkannten.
Nachdem er sich als Schriftsteller für gescheitert hielt, verbrachte er
von 1929 an 27 Jahre in Schweizer Irrenhäusern, ohne sichtbare Anzeichen
einer geistigen Erkrankung - seine Form des Exils.
Mit den aus
seinem Nachlass herausgegebenen "Mikrogrammen" hat Walser weitere Rätsel
über seine Person aufgegeben: Um seine Schreibhemmung, nämlich die
Angst vor Feder und weißem Papier zu überwinden, füllte Walser bereits
beschriftetes, zum Teil zerknittertes Papier mit weichem Bleistift und
in winziger Kurrentschrift, die man, wegen der zahlreichen
Abbreviaturen, lange Zeit für eine persönliche Stenographie hielt. Erst
1985, fast dreißig Jahre nach Robert Walsers Tod, konnten die ersten
Bände mit den dechiffrierten "Mikrogrammen" erscheinen: Lyrik, Prosa und
Dialoge, die der Autor unmittelbar, in Sprechgeschwindigkeit, notiert
hatte. Sie sind in dieser Produktion zu einem poetischen
Hörspielszenario arrangiert. |