"Eine Diaschau in 36 Positiven" nennt der oberösterreichische Autor
dieses Hörspiel im Untertitel. Eine Frau spielt der Schwester ihres
Mannes den Ablauf ihres 12.Hochzeitstages in Dias vor, um so sein
gleichgültiges und festgefahrenes Verhalten zu dokumentieren.
Ausgangspunkt ist die Überlegung, daß die Welt auf uns so zurückwirkt,
wie wir auf sie wirken; daß sich der Einzelne im Laufe der Zeit unbewußt
seinem Klischeebild anpaßt. Das Individuum besteht in den kleinen, oft
nur kurz bemerkbaren Abweichungen vom Klischeebild.
Professor Tannert hat seiner Frau verschwiegen, daß er keine Kinder
zeugen kann und sein Unvermögen als Nichtwollen ausgegeben. Doch der
Wunsch der Frau nach einem Kind ist nun übermächtig geworden, er geht so
weit, daß sie ins Ausland reist, um eine künstliche Befruchtung
vornehmen zu lassen. Einem Tonband, das ihr Mann ihr schickt, entnimmt
sie die Wahrheit über ihn, und nun faßt sie den Entschluß, zu ihm
zurückzukehren und ihr Schicksal auf sich zu nehmen, sie ist nicht
bereit einen so hohen Preis (nämlich den, der von ihrem Mann
vorgeschlagenen Trennung) für ein Kind zu bezahlen.
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