Hero und Leander gehören zu den berühmten Liebespaaren, deren
tragische Geschichte uns u.a. von Ovid überliefert wurde. Eine
literarische Verwendung des griechischen Sagenmotivs findet sich bei
Friedrich Schiller, der den Liebenden eine Ballade widmete, und bei
Franz Grillparzer. In der Sage durchschwimmt Leander, weil ihm das
Zusammensein mit Hero von deren Eltern verboten wurde, nächtlich den
Hellespont, um zu seiner Geliebten nach Sestos zu gelangen. Als in einer
stürmischen Nacht die Fackel, die ihm den Weg weisen soll, erlischt,
ertrinkt er. Hero erblickt den zerschellten Leichnam am Ufer und stürzt
sich von ihrem Turm herab, um mit ihm im Tod vereint zu sein. Grillparzer
gestaltet die Liebesgeschichte mit großem dramatischen und
psychologischen Geschick. Das Stück beginnt mit dem Fest, das Hero zur
Priesterin der Göttin Aphrodite weiht und sie in völligem Einverständnis
mit ihrem künftigen Schicksal zeigt. "Ich kann nicht finden, daß
Gesellschaft fördert; Was einem obliegt, muß man selber tun", sagt sie
zu dem Priester, ihrem Oheim, der ihr das einsame Leben der Priesterin
vor Augen hält. Doch dann erblickt sie, gerade als sie ihren Schwur
geleistet hat, Leander. Und so konsequent wie sie die Einsameit gesucht
hat, sucht sie nun die Nähe des Mannes, den sie liebt und dessen Tod sie
schließlich selbst umbringt. (SDR-Programmheft) |