Prinz Gonzaga will Emilia, die tugendhafte Tochter des Oberst
Galotti, um jeden Preis für sich gewinnen. Sie soll den Grafen Appiani
heiraten. Um das zu verhindern, läßt Gonzaga den Hochzeitswagen
überfallen. Der Graf kommt dabei ums Leben. Emilia wird entführt und hat
damit ihre Ehre verloren. Um sein Kind vor der Schande zu bewahren,
sieht der Vater keinen anderen Ausweg mehr, als sie zu töten.
Alternative Inhaltsangabe: "Gewalt,
Gewalt! Wer kann der Gewalt nicht trotzen? Was Gewalt heißt, ist
nichts. Verführung ist die wahre Gewalt. Ich habe Blut, mein Vater, so
jugendliches, so warmes Blut als eine. Auch meine Sinne sind Sinne..."
Diese Worte Emilias sind der Schlüssel zu Lessings unvergänglichem Werk.
Emilia hat tragische Größe, weil sie – trotz der Versuchung ihrer
Sinne, um frei zu bleiben – den Vater an die Tat des Virginius erinnert,
das heißt, ihn auffordert, ihr den Tod zu geben, wie der Held der
römischen Sage seine Tochter erdolchte, um sie vor Entehrung zu retten.
Die freie Beherrschung des Gefühlslebens war für Lessing der Inbegriff
des Tragischen, und der Zweck des Schauspiels sittliche Wirkung auf den
Zuschauer. Der Tod Emilias ist der Sieg in einem sittlichen Kampf. So
klar gedacht, wie diese Definition, ist das ganze Drama – die Geschichte
von der schönen Emilia, der Tochter des ehrenhaften Edelmannes Odoardo
Galotti, die, von dem haltlosen Prinzen von Guastella verfolgt, den Tod
der Entehrung vorzieht – von Szene zu Szene entwickelt. "Haarscharf
gleitet die Handlung auf der schmalen Bahn gerade nur so
zusammentreffender Möglichkeiten dahin" (Biese). Und großartig
geschlossen und bühnenmäßig wirksam sind auch die Charaktere gezeichnet,
die seit je die bedeutendsten Schauspieler zur Darstellung gelockt
haben. |