Kammersänger, Der

Untertitel: Drei Szenen
Sendefolge:

Autor/Autorin: Frank Wedekind
Bearbeitung:

Regie: Ludwig Unger
Regieassistenz:

Darsteller: Lili Marberg
Hans Marr
Ferdinand Onno
Paul Pranger
Gisela Wilke
Musik:
Ausführende (Tätigkeit):
Tontechnik:

Erstsendung: 1925-09-20
Sendezeit:
Wiederholung: 1932-01-02
Sendeanstalt: RAVAG I (bis 1938)
Abteilung:
Inhalt:
Die Groteske "Der Kammersänger" soll nach Wedekinds eigenen Worten weder als "Hanswurstiade" noch als "Konversationsstück", sondern als der "Zusammenstoß" zwischen einer brutalen Intelligenz und verschiedenen blinden Leidenschaften" aufgefaßt werden. Der Kammersänger, ein ehemaliger Tapezierergehilfe, 36jährig, verwöhnter frauenlieoling und Genußmensch, ist Mode beim Publikum, ist eine gangbare Marke und erzielt auf der BÜhne und im Leben einen unerhört hohe.n Marktpreis. Das hat natürlich wenig mit Kunst zu tun, denn die künstlerischen Bedürfnisse des Publikums bedeuten dem Kammersänger nichts anderes als "Bravo rufen, Blumen und Kränze werfen. Unterhaltungsstoff haben, sich sehen lassen, Ah und Oh sagen, auch mal Pferde ausspannen usw." Er ist sich bewußt, dass er ein Luxusartikel ist und reelle Bedürfnisse befriedigt, indem er eine Legion von Droschkenkutschern, Schriftstellern, Blumenzüchtern und Wirten in Bewegung setzt und "Geld und Blut in Umlauf setzt". Zu kurz kommt dabei lediglich das - Gelühl, jedes Ideal. der "Wahn von einer wirklich großen Kunst". Pflicht und Moral ist mit Geld und Ruhm umschrieben. In drei Begegnungen knapp vor der Abreise tritt dies deutlich zutage. Zunächst der Backfisch, det sein erstes Erlebnis verlangt, dann das verkannte Genie, das sein Leben lang um den Erfolg ringt, und schließlich die Auseinandersetzung mit dem großen Gefühl der Liebe, dem man verständnislos gegenübersteht die man bedenkenlos und - mit großen Phrasen abschüttelt. Der Mensch hat nur einen anerkannten reellen Wert, in der großen Welt haben Gefühle keinen Platz. Zufall ist alles und Glück und - ewiges Ringen. Die Liebe bleibt nur eine Zufluchtsstätte für Ofen hocker und Feiglinge, das richtige Selbstbewußtsein aber weiß alles in - Geld und Erfolg umzurechnen.

Die Satire "Der Kammersänger" stammt aus dem Jahr 1897. Wedekind wollte sie weder als "Hanswurstiade" noch als "Konversationsstück", sondern als den "Zusammenstoß zwischen einer brutalen Intelligenz und verschiedenen blinden Leidenschaften" verstanden wissen. Der Titelheld ist der k.u. k. Kammersänger Gerardo, eine, wie ihn Wedekind charakterisiert, "aufgeblasene Philisterseele, die sich des Erfolgs wegen für einen Künstler hält und von allen Erfolgsanbetern dafür gehalten wird".
(SDR-Programmheft)



Weiterführende Angaben:  
interne Quellen: Eine subjektive Stellungnahme von Frank Wedekind. Zur Aufführung des "Kammersängers" am Sonntag, den 20. September von Radio Wien, 20.09.1925, S. 6-7
Radioprogramm von Radio Wien, 20.09.1925, S.14
Aufsatz von Radiowelt, 19.09.1925, S. 10
Sendespiele der Woche, von Radio Wien, 25.12.1931, S.30
externe Quellen:  
Bemerkungen: Aufkleber am Cover (in blau); Spielleitung: Hans Nüchtern
Archivstatus: Inventarnr.: 001_0563, Umfang (Seiten Scans): 46
Patenschaft:  


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