Die fromme, liebenswerte Violaine hat den an Aussatz erkrankten
Baumeister Pierre de Craon in mitleidiger Liebe einen Kuß gegeben. Als
sie nun Jacques, den sie liebt und der ihre Liebe erwidert, heiraten
soll, muß sie ihm sagen, daß sie selbst an Aussatz erkrankt ist.
Jacques, verhetzt von Violaines Schwester Mara, die ihn für sich
gewinnen will, glaubt an Violaines Untreue und heiratet Mara, während
Violaine als Aussätzige in die Einsamkeit geht. Jahre später bringt Mara
ihr totes Kind und fordert von der Schwester ein Wunder. Violaines
inniges Gebet erweckt das Kind zum Leben, doch nun hat es nicht mehr
Maras, sondern Violaines Augen, die darauf stirbt.
(Auch unter dem Titel "Mariä Verkündigung")
Das
geistliche Stück "Verkündigung oder Mittagswende" - ein Mysterienspiel -
ist dem Evangelium und den Dogmen der Kirche streng verhaftet. Den
historischen Rahmen bilden die Ereignisse von 1428/29, die mit dem
Auftreten der Jeanne d'Arc zusammenhängen. Thomas Mann bescheinigte dem
Werk "eine köstliche Mischung von Klarheit und Mystik, eine himmlische
Menschlichkeit, eine zarte und demütige Empfindsamkeit und eine ergebene
Frömmigkeit".
|