Im Zeitrafferverfahren werden in "Fünf Mann Menschen" zentrale
Lebensereignisse durchgespielt: von der Gebärklinik über Elternhaus,
Schule, Kino, Berufsberatung, Kneipe, Militär, Krieg, Spital, Gericht,
Gefängnis, Erschiessung... wieder zurück zur Gebärklinik, diesmal in der
Vaterfunktion. Denn "solange es Kinder gibt, wird es Kinder geben". Es
entsteht das - ironisch simplifizierte - Modell eines an
Verwaltungsapparate und inhumane Verhaltenszwänge wehrlos ausgelieferten
Daseins, zugleich aber auch ein Spiel mit Worten und Hörkonventionen. -
Das Hörspiel, das heute als Klassiker gilt, sorgte zur Zeit seiner
Entstehung für erhebliches Aufsehen. 1969 wurde es mit dem Hörspielpreis
der Kriegsblinden ausgezeichnet und eröffnete in seiner Nachfolge die
Ära des sogenannten 'Neuen Hörspiels'.
Ein stereophones
Sprachspiel, dessen Auszeichnung mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden
für 1968 zum spektakulären Auftakt einer neuen Hörspiel-Ära wurde. In
den Jury-Begründungen heißt es: "Ernst Jandl und Friederike Mayröcker,
die als Repräsentanten experimenteller Lyrik bekanntgeworden sind, haben
zusammen mit dem Regisseur Peter Michel Ladiges zum ersten Male im
Hörspiel die Möglichkeiten konkreter Poesie beispielhaft eingesetzt. Sie
zeigen exemplarische Sprach- und Handlungsvorgänge, in denen der zur
Norm programmierte menschliche Lebenslauf nicht abgebildet, sondern
evoziert wird. Dabei nutzen und meistern sie die Möglichkeiten der
Stereophonie. Die Sprache ist für die Autoren Material, mit dem sie
spielen und zugleich eine unmißverständliche Mitteilung machen, die
unsere Zeit ebenso betrifft wie trifft." |