Michael Scharang über sein Hörspielprojekt: "Das
Dokumentationsmittel soll ein Tonbandgerät sein. Der Titel könnte nach
dem Titel eines Wienerliedes lauten, 'Das Glück ist ein Vogerl'. Gemünzt
ist das Lied auf das bürgerliche Gesetz von Erwartung und Enttäuschung;
intendiert ist, daß man dieses Gesetz als etwas Natürliches ansehen
soll. Ich würde mit dem Tonband festhalten mein thematisches
Interesse und eine erfundene Geschichte, die, schematisch am Thema
orientiert, einen Lebenslauf schildert von der Kindheit bis zum Eintritt
in den Arbeitsprozeß. Dann würde ich jemanden suchen, der gerade als
Lohnabhängiger in einen Arbeitsprozeß eingetreten ist und der zur
Mitarbeit an dem Projekt bereit ist. Ich würde ihn nach der Information
über das Projekt um Kritik und Korrektur meiner thematischen
Vorstellungen und meiner Geschichte bitten. Das käme wieder aufs Band.
Hernach wäre es am Mitautor, an meine Geschichte, die bis zu dem
Lebensabschnitt führt, in dem der Mitautor real steht, seine Geschichte
anzufügen. Es folgte eine Diskussion zwischen uns, in der es um die
gesellschaftliche Aufhellung des bisher Aufgenommenen gehen könnte. Dann
würde ich versuchen, meine schematische Geschichte weiterzuerzählen;
die gewonnenen Erfahrungen sollten sich darin auswirken. Es bedürfte nun
für den Fortgang der Geschichte weiterer, zunächst eines weiteren
Mitautors. Er soll unter den Personen gefunden werden, die in der
Geschichte des ersten Mitautors vorkommen. Und von den Personen, die in
der Geschichte des zweiten Mitautors vorkommen, sollte eine weitere
Person als Mitautor gewonnen werden, usw. Das wäre das Prinzip, nach dem
immer mehr Personen hinzukommen. Keiner sollte ausscheiden, so daß in
jeder Phase der Arbeit mit jedem neuem, der eine neue Geschichte
erzählt, auch ein neuer da ist, der das Bisherige kritisiert und
korrigiert. Die Mitautoren werden, gemäß der erzwungenen Teilung von
Leben und Arbeit, zum Teil durch den Lebens-, zum Teil durch den
Arbeitsprozeß miteinander verbunden sein. Die Dokumentation dieser
Vorgänge geht entschieden über die einfache Dokumentation, über die
einfache Wiedergabe der Wirklichkeit hinaus." (Prod.Jahr: 1972) |