Aufnahme von den Salzburger Festspielen 1982 (Mitschnitt aus dem Landestheater) Einleitung von Franz Endler
Herr
von Lips, ein Hypochonder und Räsonnierer, der sich in der Attitüde des
Zerrissenen gefällt, erkennt in seinem Reichtum die Ursache seiner
Langweile und Melancholie. Um sich eine Zerstreuung zu schaffen,
verfällt er auf die närrische Idee, der ersten Frau, die an diesem Tag
zur Tür hereintritt, die Ehe anzutragen.
Alternativ: Den
Arbeitenden zum Trost ist auch der Kapitalist von Lips nicht glücklich.
Reich steht er in seiner melierten Lebensphase und singt: "Bei Gott s'
is a fürchterlich's Gfühl, wenn man selber net weiss, was man will." Da
fällt ihm ein neuer Kitzel ein: Die erste Unverheiratete oder
Verwitwete, die ihm begegnet, wird er heiraten, wer es sie auch immer
sei. Es ist Frau Schleyer, die sich auch gleich in sein Vermögen
verliebt. Durch Lips Patentocher Kathi wird genannte Dame als jene
Mathilde enttarnt, die den Schlosser Gluthhammer einst schnöde verlassen
hat, nicht ohne dessen Ersparnisse mitzunehmen. - Arm sein macht auch
nicht glücklich. Und Liebe des öfteren auch nicht: Der geprellte
Gluthammer glüht immer noch für Mathilden und steht jetzt in Konkurrenz
zum reichen Herrn. In einer Rauferei stürzen beide in einen Bergbach,
jeder entkommt den Fluten und wähnt den anderen tot. Lips hält sich an
Gluthammers vermeintlichem Ableben sogar für schuldig, versteckt sich
vor der Polizei und wird von Kathi als Knecht in einem Gutshof
vermittelt. Jetzt ist er vom Dasein, das ihn eben noch langweilte,
ausgeschlossen und erlebt, wie die Welt ihn zu den Toten rechnet. Wer
ist nun wirklich tot, wer am Leben oder gar von den Toten auferstanden? -
Die Ãœberraschungen jagen sich, bis das Happy End mit all seiner
Gerechtigkeit Ordnung schafft: Gluthammer ist erkaltet und von Mathilde
befreit, Kathi, die es mit dem solventen Herrn gut kann, weil er reif
ist (und nicht umgekehrt), gewinnt Share und Holder, denn in seiner
Patentochter findet Lips endlich seine bessere Hälfte, die ihn aus
seiner Zerrissenheit rettet. - Die Posse mit Gesang in 3 Akten wurde
1844 uraufgeführt. Dem Sänger, Volksschauspieler und Dichter Nestroy
diente ein französisches Vaudeville-Stück als Vorlage: "L'homme blasé"
von Duvert und Lanzanne. (DRS-Programmheft) |