'Tartuffe' ist eine der berühmtesten sogenannten 'schwarzen' Komödien
Molières, des Meisters der gesellschaftskritischen Charakterkomödie.
Ihr Titelheld ist ein frömmelnder Heuchler, der sich im Hause des
reichen Orgon einquartiert hat, um von dessen Naivität zu profitieren.
Orgon verspricht ihm die Hand seiner Tochter Marianne, die bereits
glücklich verlobt ist. Als sein Sohn einzuschreiten versucht, wird er
enterbt und das Vermögen dem Tartüff überschrieben. Erst ein Arrangement
der gewitzten Zofe Dorine, das dem verblendeten Orgon Gelegenheit gibt,
einen unzüchtigen Annäherungsversuch Tartüffs an seine Frau zu
belauschen, überführt den Scheinheiligen, und er wird des Hauses
verwiesen, das ihm inzwischen aber gehört. Durch eine politische
Denunziation will er die Familie völlig vernichten, aber der König
durchschaut den Verrat des Betrügers und rettet Orgon. Diese
Deus-ex-machina-Lösung vermutlich war wiederum die Strategie des Autors
zur Rettung des vom Klerus sofort verbotenen Stücks: "Ein Satiriker, der
den Schutz eines absolutistischen Herrschers braucht, damit er seine
Stücke aufführen kann, das ist die absurde Lage Molières." (G. Hänsel)
(BR-Programmheft) |