Tonaufzeichnungen von Rundfunksendungen gibt es -
abgesehen von wenigen Ausnahmen - erst ab den Fünfzigerjahren des
letzten Jahrhunderts: Zunächst auf Wachs- und
Decelith-Schallplatten, die nur ein paar Mal abgespielt werden konnten,
dann auf raren und teuren Magnetbändern. Die ohnedies bescheidene
Qualität litt bei jeder neuen Überspielung. Die letzten ca. vierzig
Jahre Radio sind gut dokumentiert, Life-Sendungen natürlich ausgenommen.
Seit Speicherplatz keine große Rolle mehr spielt, die Audioformate
normiert sind und entsprechende Hard- und Softwarwe zur Verfügung
stehen, transferiert der ORF mit großem Aufwand viele tausende
Sendestunden vom Archivband auf Datenträger. Die akuell gesendeten
Programme werden rund um die Uhr aufgezeichnet.
Für alles jedoch,
was das Radio in Österreich von seinen Anfängen im Oktober 1924 und in
den folgenden dreißig, vierzig Jahren geboten hat, existierten bisher
als einzige Quelle die spärlichen Einträge in den Tagesprogrammen der
Radiozeitschriften. Einem glücklichen Zufall ist zu verdanken, dass ein
riesiges Konvolut an Originalmanuskripten überlebt hat und 2014 von Mitarbeitern des Multimedialen Archivs im ORF entdeckt wurde. Fünf Kubikmeter Material, mehr als 4.700 Manuskripte! Diese
Manuskripte waren ein Teil der Funkhausbibliothek, die sich noch in den
1960er Jahren damit rühmte, dass "[...] sie auch eine Sammlung
sämtlicher Hörspiele, die seit der Gründung des Österreichischen
Rundfunks gesendet wurden, und eine Kompilation kürzerer
Gedächtnissendungen und Dichterlesungen [enthält]." Radio Österreich, Heft 13, 20.03.1965, S.03.
Das Dokumentationsarchiv Funk
ist ein gemeinnütziger Verein - http://dokufunk.org . Der ORF als
Gründer- und Trägerorganisation ermöglicht durch die Übernahme der
Kosten für die Räumlichkeiten und deren Nutzung die archivarische,
wissenschaftliche und öffentliche Tätigkeit des Archivs. Auf dieser
Grundlage hat DokuFunk den ungeheuren Schatz zur Auswertung
vom ORF als Leihgabe übernommen und wird ihn in den kommenden Jahren
schrittweise konservieren, archivieren und digitalisieren. Gemeinsam
mit dem zu erstellenden Personenregister, einem virtuellen Denkmal für
die zu Unrecht vergessenen Pioniere des Radios, und der Aufbereitung
aller erreichbaren Zusatzmaterialien wird DokuFunk die Manuskripte öffentlich zugänglich machen.
Der
Erfolg des Projekts (und das Tempo seiner Verwirklichung) hängt jedoch
von der finanziellen Sicherung mittels Unterstützung durch Förderer und
der Gewinnung möglichst vieler Manuskriptpaten und -patinnen ab.
  Â
Â
.
Seite zurück